Kleine Katastrophen und große Erfolge bei den Masters

Mit gebremster Vorfreude machte sich das 16-köpfige Team der SGS Münster auf den Weg zu den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften der Masters vom 01.-03.12.2023 in Hannover. Von Trainerin Susanne Rellensmann gut auf das Saisonhighlight vorbereitet, standen alle Athlet:innen gedanklich voll motiviert in den Startlöchern. Eigentlich, denn dann kam einiges anders als geplant.

Zunächst einmal war angesichts der Flut an Meldungen schon vorab klar, dass es im in die Jahre gekommenen Stadionbad an der Robert-Enke-Straße sehr voll werden würde. Ursprünglich wollten mehr als 1.500 Teilnehmer in Summe 5.100 Einzel- und knapp 600 Staffelstarts absolvieren. Dieser Melderekord veranlasste die ausrichtende SGS Hannover dazu, einige organisatorische Notwendigkeiten einzuführen und zudem den Vereinen die Möglichkeit einzuräumen, doch noch Meldungen rückgängig zu machen in der Hoffnung, dass sich die Teilnehmerzahl dadurch reduzieren würde. Es hatten weder Trainer:innen noch Zuschauer:innen oder für in dem entsprechenden Abschnitt nicht startende Aktive Zutritt zum Bad. Ein herber Schlag für alle Coaches, die ihre Teams viele Wochen vorbereitet hatten und sie nun nicht vor Ort begleiten durften. Außerdem eine spürbare Einschränkung für alle Aktiven, die den Wettkampf auf sich allein gestellt meistern mussten. Masters-Trainerin Susanne Rellensmann verfolgte den dreitägigen Wettkampf daheim per Livestream und gab ihr Feedback via Chat und Telefon. Auch in der Halle wurde es aufgrund der defekten Anzeigetafel erschwert das Geschehen zu verfolgen. Welche Zeit man kurz zuvor geschwommen war und wo man damit im Ranking stand, wurde nur durch den Blick aufs Livetiming auf dem Smartphone klar.

Vor allem die jüngsten Masters der Altersklasse 20 wollten ihr Können unter Beweis stellen und so gab es allein über 50m Freistil der Männer 57 Läufe. Zwar hatte man mit einem beheizten Außenzelt die Möglichkeit auszuweichen, um die Höchstgrenze von 950 Personen im Bad nicht zu überschreiten, jedoch half das nur bedingt. Am Samstagnachmittag wurde der Wettkampf aus Sicherheitsgründen unterbrochen und erst wieder aufgenommen, nachdem 50 Schwimmer:innen das Stadionbad verlassen und das Winterwunderland vor der Halle betreten hatten. Erst danach bekamen die Aktiven Einlass, die frierend vor der Halle standen und schon wenig später um Plätze und Rekorde mitschwimmen wollten.

Der Veranstalter mit seinen zahlreichen Helfern war sichtlich bemüht um einen reibungslosen Ablauf. Dennoch waren es lange Wettkampftage mit großen Pausen zwischen den Starts und es kam wenig Meisterschaftsstimmung auf, zumal die Siegerehrungen fast unbemerkt im Keller stattfanden. Hinzukam, dass krankheitsbedingt Susanne Büning, Rebecca Höner, Dieter Rosenbaum und Medaillengarantin Tanja Kintrup leider fehlten und dadurch Staffeln abgemeldet werden mussten.

So hatten wir uns das nicht vorgestellt – und einiges wiederum doch, denn die anwesenden Münsteraner:innen machten das Beste aus der Situation. Einige von ihnen zeigten sich sogar gänzlich unbeeindruckt vom Trubel und lieferten in bekannter Manier. Besondere Nervenstärke bewies Mareike Ehring (Jahrgang 2001) mit zwei Titeln über 50m und 100m Schmetterling. Zudem trug sie maßgeblich zur Goldmedaille der 4x50m Lagenstaffel weiblich (Sonja Wistuba, Inga Brüggenhorst, Mareike Ehring, Anika Brinkmann) und zur Bronzemedaille der 4x50m Lagen Mixedstaffel (Tom Schöpe, Inga Brüggenhorst, Mareike Ehring, Alexander Bergenthal) bei. Neben den Staffelerfolgen freute sich Inga Brüggenhorst (Jahrgang 1996) über ihren dritten Platz über 50m Brust (0:33,18 Minuten). Gesa Gronert (Jahrgang 1970) kämpfte sich angeschlagen zu Bronze über 100m Schmetterling. Die 60jährige Sandra Willeboordse hätte sich nach goldglänzendem Beginn am Freitag über 200m Lagen (3:00,63 Minuten) an den zwei Folgetagen zur Mehrkampfmeisterin (Gesamtwertung aller 50m Strecken sowie 100m Lagen) krönen können. Leider passierte ihr über 100m Lagen an der zugegebenermaßen anspruchsvollen Wende von Rücken auf Brust ein Missgeschick und sie wurde disqualifiziert. Damit war auch die Hoffnung auf den sicheren Sieg in der Mehrkampfwertung dahin. Sandra bewies Moral und befreite sich von ihrer Enttäuschung mit pfeilgeschwinden 0:30,68 Minuten über 50m Freistil. Was zunächst als neuer Deutscher Mastersrekord gefeiert wurde, war letztlich „nur“ ein weiterer Titel in der Altersklasse 60, da Sandra als Amerikanerin mit niederländischen Wurzeln keinen deutschen Pass hat. Über 50m Schmetterling gelang ihr in 0:34,43 Sekunden ein weiterer Coup als Zweite in der AK 60. Das ihm eigene und nicht zuletzt durch die Erfolge bei der Masters EM gestärkte, ruhige Selbstbewusstsein verhalf Herbert Kissenkötter (Jahrgang 1953) zum souveränen Sieg in der Mehrkampfwertung der AK 70. Bei allen fünf Starts schwamm er Saisonbestzeiten und sicherte sich drei Mal Bronze über 50m Brust, 50m Schmetterling und 100m Lagen.

Auch ohne Einzelmedaille zufrieden kehrten Lina Bundsinskiene (Jahrgang 1980) und Ruta Weidenhaupt (Jahrgang 1976) aus Niedersachsens Landeshauptstadt zurück. Beide schwammen persönliche Bestzeiten über 50m Brust in 0:40,42 Minuten bzw. 0:43,09 Minuten. Auch Marcel Berendonk (Jahrgang 1990) schwamm zwei Saisonbestzeiten über 50m Schmetterling und 50m Freistil. Sonja Wistuba landete mit einer guten Zeit über 100m Rücken (1:18,23 Minuten) wie so oft auf dem vierten Platz in der AK 40, verließ die Halle aber freudestrahlend mit der Staffelgoldmedaille sowie schönen Begegnungen und guten Gesprächen mit alten und neuen Weggefährten im Gepäck. Überhaupt war es trotz oder gerade wegen der Rahmenbedingungen ein tolles Teamevent. Alle Münsteraner Masters waren füreinander da, ob zum Jubeln bei erfolgreichen Rennen, zum Aufbauen nach Missgeschicken oder zum Helfen bei organisatorischen Hürden.