MÜNSTER Das Thema steht momentan nicht gerade oben auf der ohnehin langen städtischen Agenda. Für die SGS (Startgemeinschaft Schwimmen), die in Münster den Leistungssport in dieser Disziplin bündelt und fördert, ist das kein Grund, die Idee einer Traglufthalle über der Coburg nicht beharrlich zu forcieren.
Um so mehr, als sie seit Mittwoch mit dem Pascal-Gymnasium eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet hat (wir berichteten). Danach sollen Kinder und Jugendliche in der NRW-Sportschule am Pascalgymnasium nun besser schulische und sportliche Ambitionen miteinander vereinbaren können, wie Schulleiter Ralf Brameier verspricht.
Für Markus Schnermann, Vorsitzender der SGS, bedeutet das, dass der Bedarf nach einer 50-Meter-Trainingsbahn auch im Winter in Münster um so größer wird. Rund 100 Kinder und Jugendliche trainieren zurzeit bei der SGS auf Leistungssportniveau. Durch die Kooperation mit dem Pascal-Gymnasium dürfte ihre Zahl wachsen, so Schnermann.
Demnächst werde die SGS, die im Schwimmverband NRW als Landesstützpunkt für die Leistungssportler und den Nachwuchs in der Region zuständig ist, in dieser Funktion neu geprüft und bewertet. „Wir sind der einzige Landesstützpunkt ohne Möglichkeit, vor Ort auf einer 50-Meter-Bahn zu trainieren, sagt Schnermann, der fürchtet, die SGS könnte den Landesstützpunkt verlieren. Trainiert wird momentan im Winter in auswärtigen, weit entfernten Hallen – etwa in Gladbeck, in der dortigen Traglufthalle.
Traglufthalle als „pragmatische, bezahlbare Lösung“
Dass eine Traglufthalle über dem
Freibad Coburg keine optimale Lösung ist, weiß auch Hans-Martin Botz. Im Gegensatz zu einem vor allem von der SPD in Münster favorisierten Sport- und Freizeitbad in Gievenbeck sei die Traglufthalle eine pragmatische, schnell realisierbare und bezahlbare Lösung – im übrigen auch für den Schulsport, wo Schwimmunterricht wegen der für viele Schulen weiten Wege mitunter ganz ausfällt.
„Kinder durch halb Münster per Bus zu einem Bad zu fahren, ist auch nicht ökologisch“, sagt Botz zu dem vom Immobilienmanagement der Stadt angeführten Argument, die Traglufthalle passe nicht zum Vorhaben einer klimaneutralen Stadt. „Wir haben Möglichkeiten für einen CO-schonenden Betrieb aufgezeigt“, so Schnermann.
Die SGS und auch Traglufthallen-Befürworter Ralf Brameier sind unterdessen froh, dass Schwimmer auch im Corona-Lockdown in den Bädern trainieren können, und dass auch der Schul-Schwimmunterricht weitgehend stattfinden kann.
Von Schwimmbädern geht nach Einschätzung der SGS, die sich auf Gutachten der Deutschen Gesellschaft für das Bäderwesen stützt, keine besondere Infektionsgefahr aus. Im Gegenteil, so Botz: „Chlorwasser wirkt desinfizierend, Schwimmer gurgeln geradezu damit.“ Außerdem könnten sich Aerosole in der warmen, feuchten Luft in den Bädern nur schwer verteilen. Es sei fatal, dass Schwimmkurse für Kinder nicht stattfinden könnten.
Nach der Bilanz der DLRG haben allein in diesen Jahr durch die Corona-Schließungen 25 000 Kinder nicht Schwimmen gelernt, die sonst Kurse hätten besuchen können.