Markus Erth ist neuer Stützpunkt- und A-Kadertrainer. Lange war es ungewiss, wann Erth endlich in Münster ankommt und beim Training des A-Kaders am Beckenrand steht. Wie in diesen Zeiten so oft, reicht ein Wort als Antwort auf die Frage nach dem Warum aus: „Covid“.
Eigentlich wollte Erth sich in den Sommerferien sukzessive einarbeiten, aber die Ausreise aus Australien erwies sich durch einen plötzlichen Lockdown, der sich unter anderem auf den Flugverkehr auswirkte, als schwierig. Gebuchte Flüge wurden aufgrund ausgefallener Starts gestrichen und eine Umbuchung folgte der nächsten. Von Anke Sundermeier -sun-
Derweil saß der Vorstand der SGS auf „heißen Kohlen“, drängte doch die Zeit, da nach den Sommerferien der Einsatz von Markus Erth eingeplant war. Hans-Martin Botz (Sportlicher Leiter) erinnert sich: „Aufgrund der ganzen Unwägbarkeiten stemmte dann das SGS Trainerteam gemeinsam mit unserem Athletiktrainer Baris Türkel Plan B.“
Doch plötzlich ging alles ganz schnell. Noch bevor Athleten, Trainer und Eltern informiert werden konnten, stand Erth zur Überraschung der Schwimmer am Beckenrand. Und wie bei Schwimmern üblich, war das für den 46-jährigen der obligatorische Sprung ins kalte Wasser. Insgesamt elf Jahre lebte Erth in Down under. Doch auch über diese Jahre pflegte er sein Netzwerk im Deutschen Schwimmverband. Als familiäre Beweggründe den Wunsch Australien zu verlassen und nach Deutschland zurückzukehren schürte, bewarb er sich nach einem Hinweis von Bundestrainer Hannes Vitense bei der SGS Münster.
Der Lebenslauf des Stützpunkttrainers weist eine lückenlose Verbundenheit mit dem Schwimmsport auf. Als Nachwuchstrainer angefangen, entwickelte sich seine Leidenschaft für den Schwimmsport an der Sporthochschule in Köln weiter. Seine Vita birgt eine Reihe Expertisen. So baute Erth den Landesstützpunkt in Osnabrück auf und coachte als Landestrainer die dortige SG.
Enthusiasmus, die Suche nach neuen Herausforderungen und ein Jobangebot zogen den A-Lizenzinhaber nach Australien, wo er als „Schwimmdirektor“ am Scots College sowie als Headcoach des City of Sydney Aquatic Club Kenntnisse über die professionellen Strukturen der australischen Schwimmnation erlangte.
Dann führte ihn die Übernahme einer eigenen Schwimmschule an die Sunshine Coast nördlich von Brisbane. „Um zu verstehen, was der Schwimmsport für einen Stellenwert in Australien hat, muss man wissen, Schwimmen ist in Australien nicht nur eine Sportart, sondern ein Kulturgut. Der Stellenwert ist dort noch höher angesiedelt als der Fußball in Deutschland“, erklärt Erth. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Markus Erth in seiner Schwimmschule mit acht Angestellten, neben 700 Klienten in den Altersgruppen 70 Plus bis runter ins Babyalter, auch eine private Leistungsgruppe trainierte. Erth: “ Von der Altersstruktur her könnte man sagen, dass diese dem B- und C-Kader der SGS nahe kam.“
Wettkämpfe und Leistungstraining beginnen in der Schwimmernation Australien bereits im Kindergarten. Das habe zur Folge, dass Australien viele junge und schnelle Leistungsschwimmer präsentieren kann. Von denen sind allerdings viele kurz nach dem 20. Lebensjahr ausgebrannt. Sie konzentrieren sich dann auf etwas anderes als auf den Schwimmsport.
Und genau das ist es, was Erth bei den Schwimmer*innen auf jeden Fall vermeiden möchte. „Leistungsbereitschaft und Erfolg hängen von vielen Komponenten ab. Eine wichtige ist der Spaß am Training, dem Wettkampf und der persönliche Erfolg. Dieser kann schon in ganz kleinen Fortschritten liegen, wie zum Beispiel in der Verbesserung der Technik oder bei den Wenden.“
Auch wenn Schwimmen im sportlichen Genre als Einzelsportart deklariert wird, sieht Erth dieses im Detail anders. „Natürlich zählt im Wasser nur die eigene Leistung. Abgesehen von Trainingserfolgen, ist der Einfluss des Umfeldes nicht zu unterschätzen. Rückhalt, Motivation, das Verarbeiten von Niederlagen und der Einzelerfolg als gruppendynamischer Aspekt sind nur einige Gesichtspunkte warum das „Wir-Gefühl“ des Teams eine grundlegende Säule für den Erfolg des Einzelnen und damit des gesamten Teams – zu dem auch die Trainer zählen – ausmacht.“
Zum Team gehören für Erth im weiteren Sinne auch Eltern, Geschwister, Freunde und Lehrer oder Dozenten. Ihr Mitwirken, ihre Unterstützung und Akzeptanz, dass der Leistungssport beim Athleten auch seinen Tribut fordert, schaffe für den Athleten individuelle Rahmenbedingungen, die sich je nach Gemengelage positiv oder negativ auf den Einzelnen auswirken.
Hier sieht Erth sich als Stützpunkttrainer und die SGS Münster als Verein für die Förderung des Leistungssports auch in der Pflicht, bei Bedarf zu unterstützen, um die Rahmenbedingungen im Sozialgefüge des Schwimmers/der Schwimmerin bestmöglich zu gestalten. „Erfreulicherweise kann die SGS hier bereits auf ein breites Fundament zurückgreifen. Als da wären Kooperationen mit Schulen, der Initiative Mentaltalent von der Sporthochschule Köln, der Sportförderung der Uni Münster, dem sportmedizinischen Institut der Uni Münster und der Kooperation mit dem Sportinternat.“
Als A-Kadertrainer & Stützpunkttrainer sieht Markus Erth seine Aufgabe darin, jeden individuell nach vorne zu bringen, den Landesstützpunkt Münster voranzutreiben und letztendlich viele gute Schwimmer*innen zukunftsfähig aufzubauen